Planet-Centered Design
Nachhaltige Produktentwicklung
Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Die Nutzung digitaler Technologien hat global gesehen in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Das stellt alle Teildisziplinen, die sich im Spannungsfeld Digitalisierung bewegen, vor große Herausforderungen mit Blick auf Nachhaltigkeit und Effizienz. Nicht kurzfristig, sondern langfristig lautet dabei die Devise, die auch im UX-Design nach und nach ein neues Zeitalter einläutet. Nicht mehr der Mensch allein steht dabei im Mittelpunkt, sondern das Zusammenspiel aus Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.
Aber was hat es mit dem sogenannten Planet-Centered Design auf sich und warum ist es definitiv mehr als nur ein Hype?
Bevor wir uns diesen Fragen widmen, werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf den größeren Rahmen an sich. Klar, die digitale Transformation hat vieles einfacher gemacht, was Umweltschutz und Nachhaltigkeit betrifft. So können durch digitale Prozesse Ressourcen deutlich optimaler genutzt werden, was oft Energie spart, Abfall reduziert und den ökologischen Fußabdruck verringert.
Ebenso haben neue Möglichkeiten im Bereich Kommunikation und Mobilität dazu geführt, dass Informationen schnell und unkompliziert ohne physische Präsenz ausgetauscht werden können. Hinzu kommen eine Vielzahl smarter Gadgets sowie der gezielte Einsatz digitaler Technologien in den Bereichen Umweltmonitoring und Kreislaufwirtschaft.
Doch die Digitalisierung fordert auch ihren Preis, insbesondere, wenn es um den Konsum vorhandener Ressourcen geht. So verbrauchen Rechenzentren und Mobilfunkübertragungen beispielsweise enorme Mengen an Strom. Erstere vor allem durch Kühlung und Lüftung, letztere insbesondere durch die Schwächung elektromagnetischer Wellen bspw. durch Freiraumdämpfung oder Vegetation, was eine hohe Sendeleistung verlangt.
Hinzu kommt der Update-Charakter vieler Produkte, der im Zusammenhang mit der Wegwerf-Mentalität vieler Verbraucher*innen, zu einem steigenden Bedarf an neuer Hardware führt, da Computer oder Smartphones langsamer werden oder durch eventuelle Software-Updates gar nicht mehr funktionieren. Die Folge: Unmengen an Elektroschrott.
Auch das Nutzungsverhalten vieler Verbraucher*innen selbst verschärft diese Problematik: Streaming-Hype, Cloud Computing, bargeldlose Bezahlsysteme sowie zahlreiche Suchmaschinenanfragen und die Tendenz, digitale Dinge zu horten (Online-Konten, Bilder, Dokumente, Entwürfe etc.) wären hier zu nennen. Aber auch die Arbeit mit oft ineffizienten Systemen spielt hier mit rein. So benötigt ein weniger effizientes Textverarbeitungsprogramm zum Beispiel viermal so viel Energie für die Bearbeitung des gleichen Dokuments wie ein Effizientes. Genau hier kommt Planet-Centered Design ins Spiel.
Eines wird jetzt schon deutlich: auch die digitale Schublade ist nicht endlos groß. Aspekte wie die vorangegangenen zeigen, dass es hier vor allem auf eines ankommt: Effizienz. Und zwar Effizienz, die nachhaltig denkt und alle notwendigen Faktoren weitreichend miteinbezieht. Im Planet-Centered Design wird dieser Maxime Rechnung getragen.
Hierbei handelt es sich nämlich um einen Problemlösungsansatz im Bereich Produktdesign, bei dem Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gezielt miteinbezogen werden.
Der Auftrag ist dabei klar: weg von einem rein nutzer- bzw. menschenzentriertem Design, hin zu einem planetenzentrieren Design. Entscheidungen werden dabei auf der Basis von Nachhaltigkeit getroffen und legen den Fokus noch stärker auf Themen wie Qualität und Inklusion.
Aber welche Auswirkungen haben Internetseite, Online Shops, Apps und Co. tatsächlich auf unser Klima und welche Rolle spielt Planet-Centered Design dabei ganz konkret?
Schon durch die Nutzung einer Internetseite wird CO2 erzeugt. Die Art und Weise, wie wir Systeme nutzen, wieviel Zeit- und Energieverbrauch dabei im Vordergrund steht, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Einerseits sollten digitale Anwendungen so aufgebaut sein, dass sie weniger Daten und somit weniger Rechenleistung erfordern. Ein klares Thema der Entwicklung also.
Andererseits, steht aber auch das Nutzerverhalten und -erleben im Vordergrund, was das Thema unweigerlich in den Bereich der User Experience rückt. Denn ein System ist nur dann effizient, wenn es sinnvolle Features und logische Benutzeroberflächen bietet. Also doch die Nutzer*innen im Fokus? Nicht ganz, denn beim Planet-Centered Design geht es vielmehr darum, das Design so zu gestalten, dass Nachhaltigkeitsaspekte im Fokus stehen.
Das Ergebnis ist für die Nutzer*innen dabei bestenfalls das Gleiche: eine reibungslose und effiziente User Journey.
Wichtig ist dabei dennoch, dass ein nachhaltiger Dienst mindestens genauso bequem zu nutzen sein sollte wie ein nicht-nachhaltiger, damit man eine breite Masse erreicht und damit auch wirklich etwas bewegt.
Planet-Centered Design hat viele Gesichter und wird in der Praxis auf unterschiedlichste Weiße umgesetzt. Eine Möglichkeit sind sogenannte Digital Green Nudgets, also alle Maßnahmen bzw. Gestaltungselemente, die gezielt eingebaut werden, um umweltfreundliches Verhalten zu fördern. Zu nennen wären hier z.B. Energieverbrauchsinformationen, die Nutzer*innen dabei helfen, bewusstere Entscheidungen zu treffen, man denke unter anderem an den angebotenen CO2- Ausgleich bei der Buchung von Flügen.
Oder auch die Gamifizierung nachhaltiger Verhaltensweisen, bei der Nachhaltigkeitsthemen in unterhaltsame Aktivitäten integriert werden können.
Zum Beispiel kann eine App die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder das Fahrradfahren belohnen und den Nutzer*innen virtuelle Punkte oder Vergünstigungen verleihen.
Nudges können aber auch Defaults sein, also vorgegebene Standardeinstellungen, die ein bestimmtes Verhalten begünstigen. Wichtig ist dabei allerdings, dass Menschen nur zu solchen Entscheidungen „angestupst“ werden, die sie nach genauerem Abwägen auch selbst getroffen hätten. Außerdem sollten Nudges leicht zu umgehen sein, denn es geht hier nicht darum, eine ungewollte Entscheidung zu erzwingen.
UX-Designer*innen fungieren hier also als Entscheidungsarchitekt*innen der digitalen Welt, die erheblich dazu beitragen, wie Internetseiten, Online Shops oder interne Systeme genutzt werden. Das macht sie zur essentiellen Schnittstelle im Bereich digitale Nachhaltigkeit aus Verbrauchersicht. Hierzu trägt auch ein flexibles Design in Sinne der Erweiterbarkeit und Anpassungsfähigkeit bei, das es erlaubt, einzelne Komponenten nachhaltig zu nutzen. Ein enger Austausch zwischen UX-Design sowie Entwicklung ist dabei enorm wichtig, um Möglichkeiten und Umsetzungsweisen bestmöglich zu eruieren.
Aber auch klare Strukturen, der gezielte und optimierte Einsatz von Animationen / Bildern sowie sinnvolle Features und Funktionalitäten sollen hier nicht unbeachtet bleiben, wenn es um ein innovatives Design für nachhaltigen Impact geht.
Design macht einen Unterschied. Das gilt für viele Bereiche, aber besonders auch im Feld der User Experience. Ein umweltfreundliches UX-Design begegnet hier nicht nur gestiegenen Anforderungen seitens Verbraucher*innen und seitens der Politik, sondern trägt zusätzlich mehreren positiven Aspekten Rechnung.
Planet-Centered Design zielt darauf ab, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren und nachhaltige Lösungen zu fördern. Das schafft nicht nur positive Effekte für die Umwelt, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Zusätzlich fördert es die Außenwirkung und das Image einer Marke, wenn Engagement für den Planeten authentisch kommuniziert wird.
Dabei geht es weniger darum, performanter Mitläufer im Nachhaltigkeitsbingo zu sein, sondern transparent zu zeigen, dass man sich mit diesem Thema auseinandersetzt.
Ästhetik brauch eine gewisse Ethik, die im Hintergrund fungiert. Ansonsten droht reine Ästhetik schnell zur Täuschung zu werden. Ein ethisches Design hat dabei viele Vorteile. So ermöglicht es einerseits eine verantwortungsvolle und nachhaltige Nutzung von Ressourcen, da es die gesamte Lebensdauer eines Produktes, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung mitdenkt. Darüber hinaus trägt es andererseits aber auch zu einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft bei, indem verschiedene Perspektiven und Bedürfnisse berücksichtigt werden. So können Barrieren abgebaut und Technologien für alle zugänglich gemacht werden.
Der eigene Environmental Impact lässt sich durchaus zielführend und nutzenbringend einsetzen, so beispielsweise im Online Marketing. Vorneweg, Green Washing ist hier nicht gemeint, denn das erkennen Verbraucher*innen meist sehr schnell. Viel mehr geht es darum, einen Blick zu werfen auf den eigenen CO2-Abdruck, den eigenen Wasserverbrauch oder die eigene Energieeffizienz und diese Themen Schritt für Schritt ins unternehmerische Bewusstsein zu heben. Hier können dann nämlich wiederum SMARTe Ziele abgeleitet und für Content, Design sowie Online Marketing genutzt werden.
Transparent sowie authentisch kommuniziert kann das nicht nur auf die Bereiche Employer Branding sowie Public Relations einen positiven Effekt haben, sondern gleichzeitig sinnstiftend für die Motivation der eigenen Mitarbeiter*innen sein. Auch als kleines Unternehmen kann man sich so gezielt positionieren, indem man Anknüpfungspunkte des Themas Nachhaltigkeit mit der eigenen Produktpalette oder dem eigenen Dienstleistungsportfolio schafft.
Planet-Centered Design als Lösungsansatz innerhalb des UX-Designs bietet die Möglichkeit, nachhaltige und verantwortungsvolle Lösungen für Nutzer*innen zu schaffen. Dadurch werden nicht nur Produkte und Services entwickelt, die Nutzer*innen ansprechen, sondern die gleichzeitig die Bedürfnisse des Planeten mit einbeziehen. UX-Designer*innen können so nicht nur positive Nutzererlebnisse erzeugen, sondern diese gleichzeitig dabei unterstützen, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen.
Digitale Lösungen sind darüber hinaus immer ein Gemeinschaftsprodukt unterschiedlichster Bereiche. Erreicht man hier langfristig, dass Vertrieb, Entwicklung, UX, Content und Marketing zusammenarbeiten, auch in Punkto Nachhaltigkeit, reichen kleine Schritte, die zusammengefasst eine effiziente Lösung für alle ergeben.
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