Digitale Inklusion stärken
Beispiele für KI und Inklusion
KI für Barrierefreiheit
Digitale Inklusion ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Noch immer leidet diese jedoch an fehlender Awareness und unzureichender Implementierung. Künstlicher Intelligenz kann hier eine Schlüsselrolle einnehmen. Allerdings nur, wenn wesentliche Kriterien erfüllt sind.
Der Zugang zu digitalen Technologien ist in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen unverzichtbar. So unterschiedlich digitale Anwendungen auch sind, im Fokus steht im Grunde immer die gelungene Kommunikation zwischen Absender*in und Empfänger*in.
Digitale Inklusion verfolgt das Ziel, dass eben diese Kommunikation zwischen möglichst allen Menschen reibungslos gelingt. Das meint mehr als bloße Untertitel auf Social Media oder ausreichende Kontraste auf Internetseiten.
Vielmehr bedeutet es, Chancen und Handlungsfreiheiten zu schaffen, damit alle Menschen, egal welche Einschränkungen sie haben, im Netz bestmöglich agieren können.
Voraussetzung
Wichtig ist hierfür einerseits eine entsprechende Medienkompetenz seitens des Unternehmens, die notwendige Endgeräte und Hilfsmittel, wie z. B. Tastaturen mit Blindenschrift, individuell ermittelt und konsequent einsetzt. Andererseits, und das scheint noch entscheidender, braucht es die nötige Awareness und Sensibilisierung für digitale Inklusion. Oder anders gesagt: Es braucht eine Antwort auf das ‚Wozu?‘ im eigenen Unternehmen.
Barrierefreiheit ist keine Fußnote, keine Randerscheinung im Netz.
Rund jeder elfte Mensch in Deutschland hat eine anerkannte Schwerbehinderung (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2024). Besonders häufig sind hierbei körperliche Behinderungen (58%), gefolgt von geistigen oder seelischen Behinderungen (15%) und zerebralen Störungen (9%) (Destatis, 2024b). Hinzu kommen auch Menschen mit funktionellen oder temporären Einschränkungen (vgl. Hyperfokus, Sehschwäche, Aufmerksamkeitsdefizit, Farbenblindheit etc.), z. B. ältere und neurodivergente Menschen, aber auch Non-Native Speaker.
Die richtigen digitalen Mittel ermöglichen hier den Zugang zu Informationen und erhöhen so nicht nur Bildungschancen, sondern verbessern auch den Wissenstransfer als Ganzes – und das für alle Menschen. Sie sorgen für mehr Freiheit und eine höhere Individualisierbarkeit am Arbeitsplatz und bei der eigenen Lebensgestaltung. Bedürfnisgerecht lautet dabei die Devise, denn Beeinträchtigungen können jeden jederzeit treffen.
Je einfacher digitale Inklusionsmaßnahmen dann im Unternehmen abrufbar sind, desto weniger anfällig sind Prozesse und Arbeitsabläufe.
So verstanden ist digitale Inklusion weniger ein Ausnahmefall, sondern schlicht die Möglichkeit, digitale Räume (nicht nur im Notfall, sondern nach Bedarf) noch individueller zu gestalten. Mittel hierfür kann die Nutzung von künstlicher Intelligenz sein.
Aber wie funktioniert digitale Inklusion mithilfe von KI?
Personalisierung
Inhalte lassen sich mittels KI sehr gut personalisieren, (in Echtzeit) übersetzen oder entsprechend der eigenen Bedürfnisse vereinfachen.
So können Internetseite, Online Shop und Co. auf Basis einer Analyse von Verhaltensmustern dynamisch angepasst werden.
Kommunikation
Mit Hilfe von NLP kann außerdem gesprochene oder geschriebene Sprache erkannt und darauf reagiert werden.
KI-Lösungen, die geschriebene Inhalte vorlesen (Text-to-Speech) oder gesprochene Wörter in Text umwandeln (Speech-to-Text) machen Informationen zudem vor allem für Menschen mit motorischen Einschränkungen leichter zugänglich.
Barrierefreiheitscheck
KI kann auch dabei unterstützten, die Barrierefreiheit von Internetseiten und Online Shops zu bewerten und einzuordnen, indem ein Klassifizierungsalgorithmus mit positiven und negativen Beispielen trainiert wird.
KI-gestützte Tools wie Google Lighthouse und WAVE helfen dabei.
Wissenstransfer
KI-gestützte Chatbots und virtuelle Assistenten können Informationen schnell und in natürlicher Sprache rund um die Uhr zur Verfügung stellen.
Das wiederum stärkt ganz allgemein auch den Zugang zu Bildung.
Avatare
Gebärdensprache-Avatare können langfristig eine Lösung sein, um Gebärdensprache auf Internetseiten zu integrieren.
Bei rund 1,6 Milliarden Gehörbeeinträchtigten weltweit ist das ein vielversprechender Ausblick.
Automatisierung
Mithilfe von Computer Vision-Algorithmen können z. B. Alt-Tags für Bilder auf Internetseiten automatisiert erstellt oder Mimik und Gestik in Handlung übersetzt werden. KI-gesteuerte Bild- und Objekterkennung kann Menschen zudem dabei unterstützen, die eigene Umgebung besser wahrzunehmen und sich selbstständig darin zurechtzufinden.
Die Kombination von Computer Vision und NLP-Modellen (Natural Language Processing) hilft z. B. wiederum dabei, Audiodeskriptionen automatisiert zu generieren.
Grundsätzlich gilt, um Realität hier akkurat abbilden zu können, hängt viel von den verwendeten Trainingsdaten ab. Je neurodiverser sich diese gestalten, desto eher kann ein sogenannter Disability Bias vermieden werden. Inklusion sollte daher schon bei der Erhebung der Trainingsdaten aktiv miteinbezogen werden, damit KI hier nicht bevormundend und exklusiv agiert.
Hinzu kommt, dass insbesondere bei der Verarbeitung persönlicher Daten im Zusammenhang mit Behinderungen hohe Datenschutz- und Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden müssen. Hierzu ist unter anderem eine kontinuierliche Evaluation nötig, wie KI ganz konkret genutzt wird und ob das ethisch vertretbar ist oder nicht.
Darüber hinaus können, wie in anderen Anwendungsbereichen auch, Halluzinationen seitens der KI zum Problem werden. Z. B. könnte eine Anwendung zur Bilderkennung das gesamte Bild oder einzelne Objekte im Bild falsch erkennen. Das kann vor allem für Menschen mit Sehbehinderung problematisch sein.
Schwierig wird es auch, wenn Zahlen falsch wiedergegeben oder ganze Wörter bei der Sprachausgabe einfach verschluckt werden, insbesondere für Menschen, die auf exakte Information angewiesen sind.
Wenn Menschen außerdem ausschließlich oder überwiegend auf KI angewiesen sind, um Unterstützung und Informationen zu erhalten, kann fehlende menschliche Interaktion, die ja ebenfalls wichtiger Treiber für Inklusion ist, zum Problem werden und zu Entfremdung einerseits und fehlender Empathie andererseits führen.
Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Anbindungsprozess, kein kategorisches Ausschlussverfahren.
Ein binäres Denken (z. B. krank/nicht krank) ist hier auf lange Sicht nicht zielführend, denn jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf Informationsaufnahme und -verarbeitung (vgl. Neurodivergenz).
Technische Lösung sollten daher vielmehr einem Spektrum verpflichtet sein und weniger einer Polarität. Das umfasst auch ein Umdenken im Unternehmen in Bezug auf Inklusion selbst. Das Profitieren von Inklusionsmaßnahmen im digitalen Raum impliziert nämlich nicht per se eine Hilfsbedürftigkeit und damit eine Abhängigkeit im Rahmen eines Wohltätigkeitsprinzips. Vielmehr helfen Sie jeder Person im Netz, eigene Prozesse zu vereinfachen und notwendige Handlungen zu tätigen.
Digitale Inklusion braucht vor diesem Hintergrund vor allem eines: Repräsentation.
Sie braucht Menschen, die zusammen mit Entscheider*innen Lösungen schaffen und neue Wege gehen. Sie braucht authentisches Storytelling, das die Wahrnehmung der sozialen und wirtschaftlichen Relevanz von Barrierefreiheit stärkt und Akteur*innen eine Entstigmatisierung ermöglicht – und das über Marketingkanal-Grenzen hinweg. Innerhalb von Unternehmen braucht sie aber auch den Willen und die Bereitschaft, das Thema proaktiv zu gestalten und selbstbewusst zu verankern.
Hierzu gehören auch eine gewisse Technologieoffenheit und Risikofreudigkeit, insbesondere mit Blick auf neue technische Möglichkeiten wie KI. Denn KI hat das Potenzial, Barrieren abzubauen und digitale Teilhabe zu ermöglichen, allerdings nur, wenn Unternehmen sich gesamtgesellschaftlich darauf einlassen.
Online Marketing lebt von der Vielfalt gezeigter Protagonist*innen
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